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IoT-Strategie: 5 Herausforderungen bei der IoT-Einführung

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In den ersten beiden Teilen unserer IoT-Reihe sind wir darauf eingegangen was das Internet der Dinge ist und von welchen Anwendungsfällen und Vorteilen verschiedene Branchen durch das Internet der Dinge profitieren. Nun geht es an die Implementierung von IoT.

Worauf müssen Unternehmen bei ihrer IoT-Strategie achten? Welche Herausforderungen gilt es bei der Einführung des Internet of Things zu meistern? Andreas Rehmann, Head of IoT solutions bei Mimacom, beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen.

IoT Herausforderung 1: Die Hardware auf die Software abstimmen

Mimacom: Andreas, als Head of IoT bist du ein Experte für die Software-Lösungen von Mimacom in diesem Bereich, doch wie sieht es aus mit der individuellen Hardware bei Kunden? Welche Rolle spielt diese bei der IoT-Implementierung.

Andreas: Eine der häufigsten Herausforderungen bei der IoT-Einführung ist tatsächlich genau diese Abstimmung von Hardware und Software. Es ist zugleich nämlich ein grundlegender Aspekt für eine erfolgreiche IoT-Integration. Je nach Unternehmen und Anwendungsfall kann es unterschiedlich komplex werden. Änderungen an einer zentral betriebenen Software können zum Beispiel einfach in kurzen Zyklen entwickelt und ausgerollt werden. Im Falle einer firmeneigenen Hardware hingegen wird es komplizierter.

IoT-Anbindung zentraler Software

Wir von Mimacom implementieren beispielsweise eine Software, ein After-Sales-Portal, bei einem unserer Kunden. Wir starten mit wenigen ausgewählten Funktionalitäten und testen diese. Dabei können Daten und Rückmeldungen von Kunden und Kundinnen gesammelt und dieses Feedback in die Weiterentwicklung integriert werden. Entsprechende Verbesserungen werden laufend verfügbar gemacht und unsere Kunden profitieren von Beginn an von ihrem IoT-Portal, welches kontinuierlich optimiert wird.

IoT-Anbindung lokaler Hardware

Die Entwicklung von IoT-Hardware ist weitaus aufwendiger: Es erfordert Produktionskapazität und Zertifizierungen. Änderungen können nicht via Mausklick erledigt werden, sondern erfordern einen tatsächlichen Tausch des Gerätes vor Ort. Bringen wir diese Software und Hardware durch IoT zusammen, stehen wir nun vor der Herausforderung, die beiden aufeinander abzustimmen. Möchten unsere Kunden Maschinendaten in ihr After-Sales-Portal einbinden, so kann es sein, dass neue Sensoren und Aktoren in deren Hardware eingebaut werden müssen. Nur, indem die dazugehörige Hardware angesteuert wird, können im zentralen IoT-Portal Daten angezeigt werden.

IoT Herausforderung 2: Ein zentrales Betriebsmodell

Mimacom: Bei der IoT-Einführung müssen Unternehmen einige grundlegende Entscheidungen treffen. Die Entscheidungen, die sie zu Beginn machen, bestimmen, was in Zukunft alles möglich sein wird – und wo Probleme auftauchen. Welche Entscheidung kann deiner Erfahrung nach die grösste Herausforderung darstellen?

Andreas: In meinen Augen ist es das Betriebsmodell. Man kann das System entweder zentral durch den Anbieter betreiben oder vor Ort direkt beim Unternehmen selbst. Maximale Komplexität wird tatsächlich dann erreicht, wenn man das System sowohl zentral als auch bei einzelnen Kunden betreibt.

Betriebsaufwand und Infrastrukturkosten liegen, im Fall eines zentralen Betriebs durch den Anbieter, auf der Seite des Anbieters. Betreibt das Unternehmen das System selbst, so liegen die Kosten meist auf Seite des Kunden. Da unterschiedliche Betriebsmodelle in der Regel auch unterschiedliche Systemarchitekturen erfordern entsteht dadurch schnell Mehraufwand für Unternehmen, die jedes Betriebsmodell einzeln betreiben. Es sollte deswegen frühzeitig entschieden werden, ob ein einheitliches System eingeführt werden soll. Nachträgliche Änderungen können zu hohen Mehrkosten führen. Beide Möglichkeiten haben ihre Berechtigung. Besonders im Industrie-Bereich gibt es Daten, die Kundinnen und Kunden nicht an eine zentral betriebene Lösung herausgeben möchten, etwa aus Angst vor Missbrauch. Dazu aber später noch mehr.

IoT Herausforderung 3: Die richtige IoT-Strategie

Mimacom: In deinen vorherigen Blogbeiträgen haben wir erfahren, wie vielseitig die Einsatzbereiche von IoT sind. Einige allgemeingültige Hinweise können alle Unternehmen beachten, wenn sie sich für die IoT-Einführung entscheiden. Doch welche Herausforderungen entstehen für Kunden aufgrund ihrer individuellen Anforderungen?

Andreas: Welche IoT-Strategie ein Unternehmen verfolgen sollte, hängt von vielen individuellen Faktoren ab, das zeigt sich zum Beispiel beim Thema Konnektivität. Diese Herausforderungen hängt eng mit dem Betriebsmodell zusammen. Die Bandbreite aus der Kunden den für sie passenden Ansatz wählen müssen, reicht von Apparaturen und Gateways, die selbstständig z. B. über Mobilfunk eine Datenverbindung aufbauen können, bis hin zu Geräten, die sich einer bestehenden Netzwerkinfrastruktur aufseiten der Kundschaft bedienen.

Welchen Ansatz Unternehmen verfolgen, hängt mitunter vom Betriebsmodell ab. Unternehmen mit hohen Datenschutzanforderungen, beispielsweise im Finanzsektor, die eine IoT-Lösung in der eigenen Infrastruktur betreiben möchten, werden natürlicherweise das eigene Netzwerk verwenden wollen. Bei Unternehmen, die auf Mobilgeräte setzen oder auf eine zentral betriebenen Lösung ist es oft sinnvoller, wenn das Gerät selbst in der Lage ist, eine Datenverbindung aufzubauen.

IoT Herausforderung 4: Individual-Lösung vs. Standard-Version

Mimacom: Verschiedene Kundenbedürfnisse erfordern also unterschiedliche IoT-Lösungen. Ist es daher generell zu empfehlen, dass Unternehmen auf massgeschneiderte IoT-Anwendungen setzen?

Andreas: Es lohnt sich nicht immer, ein individuelles System zu entwickeln. In manchen Fällen gibt es bereits gut funktionierende Lösungen, die man relativ einfach an die eigenen Bedürfnisse adaptieren kann. Diese Entscheidung hängt von drei Faktoren ab.

  • Gibt es gute, verfügbare Lösungen?

  • Besteht vorhandenes Know-how zur Umsetzung?

  • Wie sind die abzubildenden Anwendungsfälle?

In jedem Fall sollte eine bewusste Entscheidung entweder für den einen oder den anderen Ansatz getroffen werden.

IoT Herausforderung 5: IoT-Projekte Schritt für Schritt umsetzen

Mimacom: Wenn Unternehmen sich umfassend über das Internet der Dinge informiert haben und die idealen Anwendungsfälle in ihrem Unternehmen kennen, kann es direkt mit der Implementierung losgehen, oder?

Andreas: Es ist empfehlenswert, mit einem vergleichsweise kleinen und einfachen Anwendungsfall zu starten und diesen produktionsreif umzusetzen. Auf diese Weise können Unternehmen mit geringem Aufwand Erfahrungen sammeln und Feedback von ihren Kundinnen und Kunden einholen. Auf Basis von Kundenrückmeldungen können anschliessend die nächsten Schritte geplant werden. Auch für den weiteren Verlauf eines IoT-Projekts hat es sich bewährt, nach und nach möglichst abgrenzbare Funktionen nacheinander auszurollen.

Vorgehen und Strategie für die IoT-Einführung

Mimacom: Wann ist der Einsatz des Internet of Things für Unternehmen sinnvoll?

Andreas: Nicht alles, was technisch möglich ist, muss auch wirklich technisch umgesetzt werden. Sinnvoll ist der Einsatz von IoT immer dann, wenn durch die Vernetzung ein Mehrwert geschaffen wird.

Mimacom: Wie starten Unternehmen die Einführung von IoT idealerweise?

Andreas: Abseits von den technisch motivierten Kriterien sollten Unternehmen frühzeitig ihre Kunden und Kundinnen einbeziehen. Nur so können sie sicherstellen, dass sie wirklich nützliche Anwendungsfälle umsetzen. Dieser Kundenkontakt sollte wiederkehrend stattfinden und in die Auswahl der nächsten oder weiterzuentwickelnden Funktionen einfliessen.

Bei vernetzten Lösungen ist in der Regel Hardware involviert, deren Auswahl, Beschaffung oder sogar Entwicklung sehr kosten- und zeitintensiv ist. Dementsprechend kann es hilfreich sein, den ersten Anwendungsfall auf Basis der technischen Möglichkeiten bereits vorhandener Hardware umzusetzen. Auf diesem Weg können Unternehmen erste Erfahrungen sammeln, die eine Grundlage für die Weiterentwicklung der Hardware bilden.

Zusammengefasst bedeutet das für den Start: Unternehmen können in einem ersten Schritt der IoT-Einführung ihre vorhandenen Möglichkeiten bereits bestehender Hardware nutzen. So können sie einen ersten, kleiner Anwendungsfall umsetzen, der für ihre Kunden nützlich und für ihr Unternehmen lehrreich ist.

Branchenspezifische Herausforderungen beim Internet der Dinge: Manufacturing, Finanzindustrie und Gesundheitswesen

Mimacom: Andreas, bei den fünf von dir genannten Herausforderungen hast du insbesondere den Manufacturing-Bereich angesprochen. Gelten dieselben Herausforderungen für den Finanzsektor und den medizinischen Bereich?

Andreas: Jein. Alle Bereiche haben ihre ganz eigenen Anforderungen. Im Finanzsektor müssen Unternehmen zum Beispiel viele rechtliche Vorgaben und Compliance-Richtlinien berücksichtigen, im Gesundheitswesen gilt es noch stärker als anderswo persönliche Daten, z.B. von Patienten zu schützen und im Manufacturing ist wiederum die Wahrung von Betriebsgeheimnissen sehr relevant. Trotzdem sind viele dieser Herausforderungen auf nahezu jede Branche zu übertragen und es ist sinnvoll, sich vor der IoT-Einführung mit allen auseinander zu setzen.

Probleme beim Internet der Dinge und warum Expertise so wichtig ist

Mimacom: Gibt es auch Bereiche, in denen für Unternehmen signifikante Nachteile durch das Internet of Things entstehen?

Andreas: Ich sehe 3 Bereiche in denen Unternehmen oftmals vor Problemen stehen. Mit Experten zusammen zu arbeiten oder selbst über die umfassende Expertise zu verfügen, ist daher besonders wichtig bei der IoT-Einführung, um Nachteile zu vermeiden.

  1. IoT - IT-Sicherheit und Datenschutz: Anders als herkömmliche IT interagieren IoT-Geräte direkt mit ihrer Umwelt. Diese Geräte, wie Sensoren, sind oft an ein Netzwerk angebunden und mit der Cloud von Drittanbietern verbunden. Es besteht also von aussen die Möglichkeit, auf diese Geräte zuzugreifen, die sich direkt im eigenen Netzwerk befinden. Es ist deswegen essenziell, den Zugriff auf eingebaute Sensoren entsprechend abzusichern. Auch das Thema DSGVO kann je nach Anforderungen der Branche oder je nach Anwendungsfall ein Thema sein. Bei Mimacom haben wir Experten für Banken, Versicherungen, Manufacturing, Retail und Gesundheitswesen. Sie kennen die Richtlinien und gemeinsam können wir sichere Lösungen entwickeln.

  2. IoT - Neue Fehlerszenarien: Mit einer neuen Technologie passieren natürlich auch Fehler und neue Szenarien, die erst berücksichtigt und bewältigt werden müssen. Nicht immer kann im Voraus gesagt werden, welcher Aufwand, da auf ein Unternehmen zukommt. Einen Experten an der Seite zu haben ist daher immer wichtig, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.

  3. IoT - Komplexität: Die fünf genannten Herausforderungen sprechen bereits für sich. Die Komplexität eines neuen Projektes kann zu Beginn überwältigend und abschreckend sein. Auch hier können Experten ein Projekt begleiten von der Planung bis hin zur Implementierung.

Wie kann Mimacom bei IoT-Projekten helfen?

Andreas: Wir entwickeln schon sehr lang digitale IoT-Lösungen und konnten in diesem Bereich sehr viel Erfahrung sammeln – insbesondere in der Manufacturing-Industrie. Für unseren Kunden Hauni haben wir erfolgreich ein Kundenportal eingeführt. Das Digital Accelerator Program ist darüber hinaus auf jeden Fall spannend für die Herangehensweise an jedes Software-Projekt und auch für jedes IoT-Projekt (Hard- und Software).

Portrait of Andreas Rehmann Head of IoT

Andreas Rehmann

Andreas ist der Head of IoT Solutions bei Mimacom mit Sitz in Stuttgart, Deutschland. Als Experte in der Welt des IoT arbeitet er mit unseren Kunden an IoT-basierten Geschäftsmodellen, die einen grossen Mehrwert generieren.